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„Die Kunstauktion“

Jahrg. IV, Nr. 1 vom 5. Januar 1950

An unsere Abonnenten!

Wir bitten unsere Leser, die fällige Abonne-
mentsgebühr für das I. Quartal 1930 bis zum
10. Januar mittels beiliegender Zählkarte
auf unser Postscheckkonto Berlin 118 054 ein-
zuzahlen.
Zur Erleichterung für unsere ausländischen
Abonnenten haben wir auf deren Wunsch
nunmehr außer in Wien (D 114 783) und Paris
(118 732) auch Postscheckkonten in Holland
(den Haag 7157), in der Schweiz (Zürich 8159)
und der Tschechoslowakei (Prag 59 283) er-
öffnet.
Nach dem 10. Januar werden wir uns er-
lauben, Ihr Einverständnis dann voraus-
seßend, die Abonnemenisgebühr durch Nach-
nahme einziehen zu lassen. Wir richten an
diejenigen unserer Leser, die diese Art der
Zahlung bevorzugen, die Bitte, den Quartals-
betrag von 4,80 M. bzw. 5,90 M. für den Brief-
träger freundlichst bereitlegen zu wollen.


G. m. b. H.

wissen gültigen Maßstab, einen Kunsr-Börsen-
Kurs, an die Hand geben. Daher seien im
folgenden die Hauptgebiete des Kunsthandels
einzeln mit ihren bezeichnendsten Preisen
aufgeführt, wobei zu bemerken ist, daß Einzel-
gebiete wie das Porzellan oder die Kunst der
Primitiven von Dr. Curt Freudenstein bzw. Dr.
E. von Sydow bereits in Nr. 50, 51/52 und in
nächster Nummer behandelt werden, und daß
über Möbelpreise in einer der nächsten Num-
mern Dr. Hans Huth berichten wird. Außer-
dem verweisen wir auf unsere zusammen-
fassenden Artikel über den französischen,
amerikanischen und englischen Frühjahrs-
kunstmarkt in den Nummern 24, 26 und 31,
deren Ergebnisse nur, soweit für das allge-
meine Bild maßgebend, hier nochmals heran1
gezogen wurden.

Alte Gemälde

Auf keinem anderen Gebiete als dem
der Malerei dokumentieren die auf Auk-
tionen erzielten Preise — wenn wir von
wichtigen, im . direkten Handel getätigten Ver-
käufen absehen — so sehr die Tendenz des
Marktes nach Spißenstücken. Außer den
Meistern der italienischen Renaissance (im
weitesten Sinne), denen besonders in England
und Amerika in vielen Fällen Hauptwerke der
englischen Porträtkunst des 18. Jahrhunderts
kaum nachstehen, sind es die immer knapper
werdenden und seltener auftauchenden Ar-
beiten der „Klassiker“ wie Rubens, Rem-
brandt, van Dyck usw., deren Preise sich in
den leßten Jahren nicht nur gehalten haben,

sondern vor allem für qualitätsmäßig hoch-
stehende Stücke eigentlich als grenzenlos be-
trachtet werden dürfen. Es ist hierbei, wenn
wir im folgenden einige Ergebnisse gegen-
überstellen, immer wieder darauf hinzuweisen,
daß diese Preise nur unter genauester Be-
rücksichtigung aller äußerlichen Merkmale der
einzelnen Werke als Maßstab betrachtet wer-
den können, da gerade bei Gemälden Um-
stände wie Format, Sujet, Bezeichnung, Er-
haltung, Provenienz u. a. m. in stärkstem
Maße für die Preisbildung ausschlaggebend
sind.

Abbildung in Nr. 49, S. 2) für ein Tondo
von Filippino Lippi 300 000 M. bezahlt, und auf
der Russen-Auktion bei Lepke brachte Lottos
Doppelbildnis (Abbildung in Nr. 23, S. 7)
310 000 M., auf englischen Versteigerungen des
Jahres Gio. Bellinis Ruhe auf der Flucht
160 000 M., Neri di Biccis Himmelfahrt 150 000
Mark und die Verkündigung eines Sienesen
um 1320 132 000 M.
Diesem noch immer außerordentlich be-
achtlichem Niveau gliedern sich weiter die
Preise ein, wie sie mit 165 000 M. für Gio-
vanni di Paolos Anbetung, mit 160 000 M. für


Schule von Avignon. Christus am Kreuz
Leinw. (früher auf Holz). 112 : 106 cm —Smlg. L.-A. Gaboriaud — Kat. Nr. 9
Brachte auf der Versteigerung’ in Paris, Hötel Drouot, durch Me F. Lair Dubreuil,
MM. J. F e r a 1 u. H. L e m a n
am 25. Juni 1929: rund 73 000 M. (m. Aufschi.)
Ecole d’ Avignon, Le Christ en croix
Toile {anciennement sur bois), 112 : 106 cm — Coll. L.-A. Gaboriaud — No 9 du Cat.
Adjugee ä Paris, Hötel Drouot par Me F. Lair Dubreuil,
MM. J. Feral et Leman
le 25 Juin 1929: env. 438000 frs. (av. frais)

Inhalt
Seite
Das Auktionsjahr 1929, ein Rückblick . 1—7
Auktions-Kalender . ..3
Ausstellungen der Woche.5
Auktions-Vorberichte.7
Auktions-Nachberichte .7/8
Modernes Kunstgewerbe in Schweden
(m. 3 Abb.).8
Italienische Kunstausstellung in London . 8
Ausstellungen
in Berlin, Köln, München, Paris, Wien,
lllm usw.8, 10
Ein Museumsplakat
von Prof. Dr. M. Sauerlandt (Hamburg) 11
Ernst Barlach, zu seinem 60. Geburtstag 11
Um den Weifenschaß.11/12
Literatur.12
Memlings Lübecker Altar (m. 2 Abb.) . . 13
Cornelius Gurlitt, 80. Geburtstag .... 13
Ein Mörder aus Sammelwut I
von Dr. A. Bessmertny.13
Nachrichten von überall. Unter Kollegen 14

An der Spiße marschieren die Italien e r,
Noch sind Riesensummen aus den Versteige-
rungen Spiridon-Paris (Cassirer-Berlin),
Cremer-Dortmund (Wertheim-Berlin), Simon-
Berlin (Cassirer), d’Abernon-London (Chri-
stie’s), von Werken aus Leningrader
Schlössern (Lepke-Berlin), aus der Sammlung
Hamilton-New York, Leuchtenberg (Muller-
Amsterdam) u. a. in frischer Erinnerung.
1 600 000 M. für die Kreuzigung Piero della
Francescas aus der Smlg. Hamilton, an-
nähernd die gleiche Summe für Botticellis drei
Bilder der Nastogio-Novelle, 750 000 M. für
Chirlandajos Mädchenbildnis, eine Million
Mark für Francesco del Cossas zwei Tafeln
eines Altarwerkes, 520 000 M. für eine Ma-
donna aus der Nachfolge Piero della Fran-
cescas, 250 000 M. für Crivellis Kreuzigung
oder 240 000 M. für die Madonna des jungen
Botticelli (sämtlich Smlg. Spiridon-Paris) sind
ganz exzeptionelle Summen, deren Häufung
in diesem Jahre doch gewisse Schlußfolge-
rungen erlaubt. Denn sie sind nicht so ab-
solut einzelstehend: erst vor kurzem wurden
auf einer Pariser Versteigerung (16. Dez.;

Bugiardinis Mädchenbildnis oder mit 100 000
Mark für Bronzinos Männerporträt auf der
Versteigerung Ed. Simon, mit 120 000 M. für
Ghirlandajos Madonna (Smlg. J. Mann, Lon-
don), mit 94 000 M. für die Magdalena Tizians
aus der Sammlung Yarborough, mit derselben
Summe für Sodomas Leda der Smlg. Cremer,
mit 85 000 M. für die dem Filippino Lippi zu-
geschriebene Verkündigung der Smlg.
Leuchtenberg oder mit 84 000 M. für Tizians
Bildnis des Dogen Grimani aus der Pulißer-
Gould-Auktion in New York (10. Jan.) erzielt
wurden.
Wie sehr derartige Preise immer noch als
Rekorde zu befrachten sind, erhellt erst ganz,
wenn man auf die Basis der wirklich guten
„Mittelware“ herabgeht, die nicht nur aus
Qualitätsgründen, sondern ebenso leicht aus
gewissen Modelaunen oder aus sonstigen
äußerlichen Gründen dieser Kategorie einge-
gliedert werden müssen. Wir wollen hier
nicht die allgemein bekannten Preise der
großen genannten Versteigerungen wieder-
holen, sondern z. B. auf Summen wie 31 000
Mark, 24 000 M. und 15 500 M. für einen Tizian,

Lorenzetti und Giovanni da Milano auf der
Auktion Kaulbach, 29 000 M. für Buonsignoris
Bildnis der Smlg. Lanna, 25 600 und 24 000 M.
für Madonnenbilder Sellajos und Bartolom-
meo Montagnas auf einer Versteigerung bei
Fischer-Luzern (27-/28. Äug.), 15 500 M. für
einen Entwurf Tinforeftos (Lepke, 30. April),
45 000, 40 000, 19 000 und 21 000 M. für An-
betungen und Madonnentonden von Ghir-
landajo, Mainardi, Credi und Filippo Lippi bei
Christie’s oder 75 000 bzw. 31 000 M. für
Tintoreftos Pieta und Weihe eines Bischofs
(Smlg. Yarborough) hinweisen.
Gleich stark machen sich diese Preisab-
stufungen auf anderen Gebieten, z. B. dem
der Primitiven der niederländischen
und deutschen Schulen geltend. Wenn
der für den Lübecker Memling-Altar genannte
Preis von 8 Millionen, der glücklicherweise
nicht bezahlt wird, auch nur annähernd stimmt,
so könnten daneben Summen von 310 000 M.
für Joos van Cleves Madonna der Smlg.
Spiridon, von 85 000 M. für den Meister der
Lucia-Legende aus derselben Versteigerung,
von 100 000 M. für Joos van Cleves Bildnis
aus der Russenauktion, von je 95 000 M. für
Gossaerfs Madonna und das Männerbildnis
des Meisters der Magdalenen-Legende sowie
85 000 M. für die Madonna des Brügger
Meisters um 1500 aus der Smlg. Simon ge-
ring erscheinen, obwohl sie in Wirklichkeit zu
den sensationellen Preisen dieses Jahres für
Werke, die nicht durch ihre Entstehung und
Herkunft besonders geadelt sind, gerechnet
werden dürfen. Denn hinter ihnen rangieren
sö beachtenswerte Werke wie eine Kreuzigung
der Schule von Avignon (Abbildung
nebenstehend) und ein frühes französisches
Polyptychon aus der Smlg. Gaboriaud (Paris,
25. Juni) mit 55 000 und 25 000 M., die sieben
Tafeln des Gosewinus van der Weyden mit
zusammen 155 500 M. (Muller, 4. Juni), das
Bildnis des Nicolas de Neuchätel (Smlg.
Leuchtenberg) mit 51 000 M., das Porträt des
B. van Orley (Smlg. Weinberger) mit 20 000 M.,
die Landschaft des Patinir aus Smlg. Simon
mit 42 000 M., die Geburt Christi von Isenbrant
(Smlg. Brauer bei Christie’s) mit 68 000 M. und
zwei Memling zugeschriebene Triptychen der
Smlg. James Mann mit 30 000 und 20 000 M.
Speziell von deutschen Werken, von
denen ganz erstklassige Meisterwerke über-
haupt nicht, von Ausnahmen wie dem Holbein-
Bildnis in London für 203 000 M. (Smlg. Yar-
borough) abgesehen, auf den Auktionsmarkt
kommen, seien Summen wie 34 700 M. für die
beiden Bildnisse des Meisters des Angrer-
porfräts (Stockholm, Bukowski, 25. Sept.),
38 000 M. für einen Altarflügel des Züricher
Nelkenmeisters (Abbildung in Nr. 2) und
22 000 M. für Aldegrewers Frauenbildnis
(Sotheby, 3. Juli), wie 70 000 M. für die sechs
Fragmente des Liesborner Altars, 60 000 und
28 000 M. für Altarbilder Conrads von Soest
und 36 000 M. für Barthel Bruyns Flüqelaltar
(sämtlich Galerie Caldenhof, Lepke, 8. Juni),
63 000 M. für den einem Kölner Meister zu-
geschriebenen Altar (Sotheby, 27. Nov.),
24 000 M. für einen Hans von Kulmbach (Lepke,

GRAPHISCHES KABINETT MÜNCHEN
Leitung Günther Franke
Europäische Kunst seit Goya

30. April) und 29 000 M. für desselben Meisters
Bildnisse der Sammlung Held (Cassirer,
5. Dez.), 29 000 und 16 500 M. für Cranachs
Herkules (Smlg. Lanna, Cassirer, 6. Nov.) und
Auferstehung des Lazarus (Lepke, 30. April),
34 500 M. für die Altartafel des Meisters des
Marienlebens und 23 500 M. für Leonhard
Becks Verkündigung (Smlg. Held) genannt.
Auf der Versteigerung der Sammlung
Cremer bei Wertheim erzielten die Anna
Selbdritt eines westfälischen Meisters von
1473 51 000 M., zwei Bildnisse von Cranach
(Fortseßung auf Seite 4)

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